Ein Aspekt der Kultivierung der Tugend ist, wohlwollende Güte zum Hauptmotiv jeder Handlung zu machen. Zu diesem Zweck müssen wir jedoch Güte oder wahre Freundlichkeit von "Rechtmacherei" unterscheiden können. Solange wir nicht die Bescheidenheit und Selbstachtung entwickelt haben, die aus echter innerer Sicherheit erwachsen, laufen wir leicht Gefahr, Schuldgefühle zu verspüren, wenn es uns nicht gelingt, es den Leuten "recht zu machen" - und zwar selbst dann, wenn dieses Rechtmachen in irgendeiner Weise schädlich oder falsch wäre. Wohlwollende Güte ist die Haltung, die eine seelisch gesunde Mutter gegenüber ihrem Kind einnimmt und die aus ihrem uneigennützigen Wunsch erwächst, dessen bestes Potential zu fördern. Solch eine Mutter setzt natürlich Grenzen und spricht durchaus auch einmal ein Machtwort, aber stets mit der grössten Achtung und Liebe.
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