Samstag, 1. Oktober 2016

Gedanken am 1. Oktober (Weinmond)


In meiner Kindheit war der Herbst meine liebste Jahreszeit. Die Bäume kleideten sich äusserst elegant in rot-, Orange- und Goldtönen. Ihre von der kalten Luft und der zunehmenden Dunkelheit herbeigeführte Verwandlung erweckte in mir ein Gefühl des Geheimnisvollen, das, noch weiter verstärkt wurde durch die körperliche Wonne, die es mir bereitete, in die herabfallenden Blätter zu springen, mich in ihnen zu rollen und regelrecht einzugraben. Die schönsten Exemplare wurden zwischen Löschpapier gelegt und zwischen den Seiten eines dicken Lexikons gepresst. Das war ihre Gruft. Obwohl der Tod des Sommers unmittelbar bevorstand, schienen tief unter der Erde bereits die ersten Regungen des neuen Lebens spürbar zu werden.

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