#Träume sind die
Sprachrohre, durch die das Unbewußte uns
die ungeschminkte Wahrheit
mitteilt. Die psychischen
»Zensoren«, die im
Wachzustand unablässig unsere Gedanken
und Gefühle entstellen
(damit wir vor uns selbst gut
dastehen und uns
»anständig« fühlen) sind im Schlaf außer
Kraft gesetzt. Das
Traumselbst ist von einer brutalen Offenheit,
aber es hat auch viel Sinn
für Humor, was seine Offenbarungen
für uns erträglicher
macht. Einmal träumte ich von
einem Kollegen, zu dem ich
eine problematische Beziehung
hatte. Er war ins
Krankenhaus gekommen, um sich bestimmten
Tests zu unterziehen, und
hockte zu diesem Zweck
auf einem Podest. Als er
aufstand, ließ er einen großen
buddhaförmigen Haufen Kot
zurück. Ich atmete erleichtert
auf und sagte: »Gott sei
dank war er also doch nicht krank: E r
war nur bis oben hin voll
von Scheiße.« Ich schrieb den
Traum auf, ohne mir viel
dabei zu denken, und erst später, als
ich völlig wach war, ging
mir der derbe Doppelsinn auf. Da
jede Traumgestalt einen
Teil von uns selbst darstellt, lautete
die Botschaft meines
Unbewußten, daß ich meine eigene
»spirituelle Scheiße«
erkennen und mir ein paar ernste Gedanken
über Bescheidenheit und
Demut machen mußte. Es
war viel leichter, das
lachend zu tun, als wenn ich auf eine
andere Weise auf meine
Selbstgerechtigkeit hingewiesen
worden wäre!
Tempelarbeit:
Verweile für ein paar
Minuten im Gebet der Sammlung oder in
der
Shamatha-Vipassana-Meditation. Hast du dich heute an
einen Traum der
vergangenen Nacht erinnert? Wenn ja, durchdenke
ihn jetzt noch einmal,
während du dich noch im meditativen
Zustand befindest - einem
Zustand, in dem Bewußtsein und
Unbewußtes ineinander
übergehen und sich miteinander vermischen.
Wenn du deinen Traum als
einen Weckruf deines Höheren
Selbst betrachtest, was
glaubst du dann, was es dir zu sagen
versucht?