Wenn es uns gelungen ist,
uns psychisch von unseren Eltern
abzunabeln und ein
eigenständiges Selbstgefühl zu entwickeln,
haben wir uns als junge
Erwachsene spezifische Antworten
auf die großen Fragen
»Wer bin ich? Was ist der Sinn
des Lebens? Gibt es einen
Gott?« zurechtgelegt. Doch erst
tun die Mitte des Lebens
gelangt unsere Spiritualität zu
wirklicher Reife, und zwar
durch die Erfahrung dessen, was
der Theologe James Fowler
das »Sakrament der Niederlage
« nennt. Unser
jugendlicher Idealismus zerbröckelt, und
wir müssen der Tatsache
ins Auge sehen, daß es keine eindeutigen
Antworten auf die
Widersprüche des Lebens gibt
und keine Möglichkeit,
der Unbeständigkeit aller Dinge und
dem Leiden zu entrinnen.
Wir erkennen, daß guten Menschen
ebensohäufig Schlimmes
widerfährt wie bösen - wenn
nicht sogar noch häufiger.
An diesem Punkt bricht das Gerüst
äußerlicher Religiosität
häufig zusammen, und wenn wir
die sich daran
anschließende »dunkle Nacht der Seele« heil
überstehen, kann ein
tieferes spirituelles Verständnis hervorscheinen.
Tempelarbeit:
Mache heute wenn möglich
wieder einen achtsamen Spaziergang
durch die Natur. Denke
anschließend über die religiösen oder
spirituellen Vorstellungen
nach, die du alsjunge(r) Erwachsene(r)
hattest. Hast du an
irgendeinem Punkt deines Lebens das »Sakrament der Niederlage« empfangen
- ein so tiefes Leid erfahren, daß alle deine bisherigen
Ansichten über das Universum wie ein Kartenhaus einstürzten? Wenn ja,
begannen sich anschließend irgendwelche neuen spirituellen
Uberzeugungen in dir abzuzeichnen?
Mache dir ein paar
Notizen.
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