Sonntag, 30. April 2017

Gedanken am 1. Mai (Wonnemond)

Der Maifeiertag ist ein weiterer Schwebepunkt des Medizinrades,
das uralte Fest Beltane, das auf halbem Wege zwischen
dem Frühlingsäquinoktium und der Sommersonnenwende
begangen wurde. Die Tage werden länger, verlocken die
Erde dazu, sich den lebenspendenden Eigenschaften der
Sonne zu öffnen und die verschiedensten Früchte hervorzubringen.
Beltane ist eine Feier der Fruchtbarkeit der Erde
und der Fruchtbarkeit unserer Seele. Es ist ein Aufruf zur
Dankbarkeit dafür, daß alles im Universum fortwährend neu
erschaffen wird - einschließlich uns selbst.

Tempelarbeit:
Großer Geist, ich beginne den Monat Mai mit einem innigen
Dank für das zunehmende Licht, das Leben aus meiner
Seele und aus der Erde hervorkommen läßt. Möge mein
Herz ein fruchtbarer Boden für das Keimen Deines Gottessamens
sein, auf daß ich meiner Familie, meiner Gemeinde
und allen Geschöpfen durch liebevollen Dienst möge nützen
können.
Schließe die Augen und atme ein paarmal loslassend durch. Finde
geduldig nach und nach in die innere Stille. Spüre das Aufwallen
der Lebenskraft, die in dieser Stille verborgen liegt. Meditiere über

die Lebenskraft in deinem Inneren.

Samstag, 29. April 2017

Gedanken am 30. April (Ostermond)

Da wir den Schlußstein auf den Monat April setzen, bedenke,
daß Freiheit niemals gelehrt, sondern nur gekostet
werden kann. Intellektuelles Verständnis ist nichts als eine
weitere Möglichkeit, das Gefühl von Besonderheit zu nähren,
das die eigendiche Natur des unsicheren Ichs ausmacht.
Sei schlicht wie Nasruddin, der närrisch-weise Held so vieler
Sufi-Erzählungen. Erforsche die Freiheit auf eigene Faust. -
Eines Tages hörte Nasruddin, Papageien würden 150 Jahre
alt. »Warum sollte ich etwas so Hanebüchenes glauben?«
fragte er sich. Also ging Nasruddin los und kaufte sich einen
Papagei, fest entschlossen, selbst die Wahrheit herauszufinden!

Tempelarbeit:
Es erfordert nicht mehr Zeit, achtsam zu sein als achtlos, und
Achtsamkeit ist die Weise, wie du die Freiheit kosten wirst. Nimm
dir für den nächsten Monat vor, zusätzlich zu den anderen täglichen
Übungen jeden Tag eine bestimmte Tätigkeit achtsam

durchzuführen.


Freitag, 28. April 2017

Gedanken am 29. April (Ostermond)

Alles im Universum fließt und bewegt sich. Nichts ist statisch.
Materie ist langsam fließende Energie. Der negative
Pol einer Batterie ist der empfängliche Pol, der den elektrischen
Strom an sich zieht. Demut ist der negative Pol von
Gottes Macht, der die Energie des Universums in unsere
Sphäre hereinzieht, damit wir erschaffen können, indem wir
durch unsere Fähigkeit, zu empfangen, die Werke des Göttlichen
Baumeisters erweitern.

Tempelarbeit:
Großer Geist, lasse mich erwachen und der Tatsache gewahr
werden, daß ein demütiges Herz Deine Göttliche Energie in
die Schöpfung hereinzieht. Laß mich die Unsicherheit aufgeben,
die das dünkelhafte Ich stützt, und meinen rechtmäßigen
Platz als Dein Göttliches Kind einnehmen im sicheren
Bewußtsein, daß ich würdig bin, den unablässigen Strom
Deiner Liebe zu empfangen. Lasse mein Herz ein leerer
Kelch sein, angefüllt mit Deinem schöpferischen Impuls.
Atme einmal tief durch und schließe die Augen. Stell dir vor, du
säßest als drei- oder vierjähriges Kind vor dir. Kannst du dich an
die Hoffnungen und Ängste deines Kindheits-Ichs erinnern? Besser
als jeder andere kennst du die Prüfungen, Leiden und Freuden,
die das Kind, das vor dir sitzt, erfahren wird, während es zur
Ganzheit heranwächst. Du bist dieses Kind, das vorbehaltlose
Achtung und Liebe verdient. Bleibe für ein paar Minuten so sitzen

und lasse es zu, daß diese Liebe dein Herz erfüllt.

#universum 

Donnerstag, 27. April 2017

Gedanken am 28. April (Ostermond)

Während Demut bedeutet, jegliche Selbstverherrlichung
aufzugeben, darf sie nicht mit Selbsterniedrigung und der
Verleugnung unserer Kraft, unserer Leistungen und unseres
Wertes verwechselt werden. Selbstkritik ist die Stimme des
Ichs, nicht die Offenbarung des Höheren Selbst. Der Baal
Schern Tov lehrte, daß jeder von uns einzigartig ist - es hat
noch nie zuvor jemand wie du oder ich existiert. Wir dürfen
nicht vergessen, erklärte er, daß wir die Söhne und Töchter
eines großen Königs sind. Dieses Bewußtsein ist das Fundament
der Demut, weil es uns wahre Selbstgewißheit schenkt.

Tempelarbeit:
Göttlicher Geliebter, Gottvater und -mutter, lasse mich voll
Dankbarkeit der Tatsache eingedenk sein, daß ich wahrhaft
Dein Kind bin. Möge ich mich stets erinnern, daß das Leben
ein unschätzbares Geschenk ist, eine niemals endende Rolle
in Deiner Schöpfung. Lehre mich, daß Demut der natürliche
Ausdruck der Selbstgewißheit ist und die Erkenntnis, daß ich
stets Deiner Liebe würdig bin. Ich brauche nichts zu beweisen,
denn ich bin bereits dadurch »bewiesen« und gerechtfertigt,
daß ich bin.
Verweile für ein paar Minuten in der Metta-Meditation, im
Gebet der Sammlung, im Ei aus Licht oder in der Shamatha-

Vipassana-Meditation.

#demut 

Mittwoch, 26. April 2017

Gedanken am 27. April (Ostermond)

Baha'u'llah, der Begründer der Bahai-Religion, wies darauf
hin, daß selbst fromme Andacht eine Übung in Selbstverherrlichung
sein kann. Eine Frau hatte ihn zum Abendessen
eingeladen und zu dem Anlaß ein erlesenes Mahl vorbereitet.
In ihrem glühenden Wunsch, ihn zufriedenzustellen, betete
sie inbrünstig um den Erfolg ihrer Bemühungen - und Heß
derweil das Essen anbrennen. Baha'u'llah lachte und erklärte
ihr, wenn man kocht, bestehe die angemessenste Form von
Gebet darin, ganz bei der Sache zu sein.

Tempelarbeit:
Betrachte jede Handlung als ein Gehet. Wenn du ißt, iß. Versuche,
eine einzige Mahlzeit einzunehmen, ohne zu reden, zu lesen oder
dir Musik oder die Nachrichten anzuhören. Wenn du gehst, gehe.
»Verankere« deine Aufmerksamkeit, wie bei der Shamatha-Vipassana-
Meditation dadurch, daß du dir deiner Atmung leicht
bewußt bleibst und den Rest deiner Aufmerksamkeit aufdie sinnlichen
Eindrücke richtest, die dir im Zusammenhang mit deiner
jeweiligen Tätigkeit bewußt werden. Wenn dein Geist abgelenkt
wird, lasse die Gedanken ziehen und kehre zur Achtsamkeit zurück

- dem »angemessenen Gebet«.

#bahai

Dienstag, 25. April 2017

Gedanken am 26. April (Ostermond)

Der Baal Schern Tov oder »Meister des guten Namens« -
eigentlich Rabbi Israel Ben Elieser, ein jüdischer Mystiker
des 18. Jahrhunderts - war der Begründer des Chassidismus.
Er lehrte, daß der Demütige eine »Anziehungskraft« besitzt.
Solange wir uns selbst hochschätzen und uns über andere
stellen, setzen wir uns in Wirklichkeit Grenzen, und Gott
»kann nicht seine Heiligkeit in uns gießen«, denn Gott ist
grenzenlos. Nur indem wir unseren Eigendünkel aufgeben,
werden wir grenzenlos fähig, die Segnungen des Universums
in uns und durch uns zu ziehen.

Tempelarbeit:
Göttlicher Geliebter, wie sehr wünsche ich mir die grenzenlose
Freiheit der Demut, auf daß Deine Macht, Deine Liebe
und Dein Wille widerstandslos durch mich zu fließen vermögen!
Hilf mir, in meiner wachsamen Selbstbeobachtung
nicht zu erlahmen und zu erkennen, wann ich meine eigenen
Interessen an die erste Stelle setze. Hilf mir, die Tricks des
Ichs zu durchschauen und zu erkennen, aufweiche Weise ich
Mildtätigkeit, Hilfsbereitschaft und andere »Tugenden«
eher dazu verwende, meinen Eigendünkel zu bestärken als
meinen Mitmenschen Gutes zu tun.
Verweile für ein paar Minuten im Gebet der Sammlung, im Ei

aus Licht oder in der Shamatha-Vipassana-Meditation.

#demut #heiligkeit

Montag, 24. April 2017

Gedanken am 25. April (Ostermond)

Der Sufimeister Janaid sagte: »Wenn du einen Bruder
suchst, der deine Last mit dir teilt, sind Brüder wahrlich
schwer zu finden. Doch wenn du auf der Suche nach jemandem
bist, der dir von seiner Last abgeben kann - an solchen
Brüdern gibt es keinen Mangel!« An andere zu denken ist ein
bewährtes Mittel, um den Eigendünkel des Ichs auszulöschen.

Tempelarbeit:
Gedankt sei Dir, Großer Geist, für diesen Aprilmorgen und
für den Drang meiner Seele, sich frei emporzuschwingen,
den Ketten der Selbstbefaßtheit zu entrinnen und sich Dir
im unendlichen blauen Himmel reinen Geistes anzuschließen.
Wann immer ich im Laufe des heutigen Tages anfange,
nach Mitleid oder Aufmerksamkeit zu heischen, hilf mir,
mich zu fangen und danach zu streben, statt dessen jemand

anderem Aufmerksamkeit und Mitgefühl zu schenken.

#sufi 

Sonntag, 23. April 2017

Gedanken am 24. April (Ostermond)

Eine Zen-Geschichte erzählt, wie zwei Mönche einmal zur
Zeit der Frühlingsschmelze entlang eines reißenden Flusses
wanderten. Nach einer Weile begegneten sie einer Frau, die
es wegen ihrer langen, schweren Kleider nicht wagte, das
Wasser zu durchwaten, also hob der eine Mönch sie auf seine
Schultern und trug sie entschlossen hinüber. Mehrere Stunden
später wandte sich der zweite Mönch seinem Begleiter
zu und schalt ihn erbittert wegen seiner Tat: Mönche dürften
Frauen nicht einmal berühren, geschweige denn auf den
Schultern tragen! Der erste Mönch lächelte darauf sanft und
sprach: »Mein Bruder, ich habe die Frau schon heute morgen
am anderen Ufer wieder abgesetzt. Du trägst sie offenbar
noch immer mit dir herum.«

Tempelarbeit:
Großer Geist, lasse mich diesen Tag mit bewußter Aufmerksamkeit
und der Absicht beginnen, alle Werturteile loszulassen,
die mein Ich über andere Menschen fällt. Mache, daß
ich meine Lasten ablege und mir nicht die Lasten anderer
aufbürde. Möge sich meine achtsame Bewußtheit zur Geräumigkeit
echter wohlwollender Großherzigkeit ausdehnen.
Mache eine Metta-Meditation und richte dabei deine Segenswünsche
insbesondere auf all jene, denen du etwas nachträgst oder die

du negativ beurteilst. (Siehe 11.-15. Februar.)

Samstag, 22. April 2017

Gedanken am 23. April (Ostermond)

Das Leben Jesu ist eine der herrlichsten Gleichnisse über
Freiheit, Demut und Urteilslosigkeit. Jesus sagte:
Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid;
ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und
lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen
demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen, denn
mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.
-Matthäus 11, 28-30

Tempelarbeit:
Göttlicher Geliebter, lehre mich die Freiheit. Hilf mir, das
Joch der Kritiksucht abzulegen und mich von den Ketten des
Ichs zu befreien. In dieser Jahreszeit von Passah und Ostern
rufe ich Jesus und Uriel an, daß sie mich in das gelobte Land
der Klarsicht, der Achtsamkeit und des wertfreien Gewahrens
führen mögen.
Verbringe ein paar Minuten im geräumigen Gewahrsein der

Shamatha-Vipassana-Meditation.

#jesus #freiheit #demut

Freitag, 21. April 2017

Gedanken am 22.April (Ostermond)

Die alten Juden träumten vom Einzug ins Gelobte Land.
Jesus beschrieb das Gelobte Land als das Himmelreich. Die
Mahayana-Buddhisten sprechen von der Wiedergeburt im
Reinen Land als der letzten Inkarnation vor dem Eintritt ins
Nirvana. Die großen spirituellen Gleichnisse aller Kulturen
offenbaren, wie du aus dem Schlaf des Ichs erwachen und das
Licht deines Höheren Selbst und seine Verbundenheit mit
Gott und Allem Seienden gewahren kannst, denn das gelobte
Land ist in dir, hier und jetzt.

Tempelarbeit
Verweile für ein paar Minuten im Gebet der Sammlung, im Ei
aus Licht, in der Shamatha-Vipassana- oder der Metta-Meditation.
Wenn du dich zu einer bestimmten Religion zugehörig fühlst
oder auch mit unterschiedlichen religiösen Traditionen vertraut
bist, verbringe ein paar Minuten in Kontemplation der Großen
Gleichnisse, die uns offenbaren, wie wir erwachen und das Gelobte

Land erreichen können.

#gelobte land  #nirvana

Donnerstag, 20. April 2017

Gedanken am 21. April (Ostermond)

Freiheit ist eher eine innere Einstellung als ein äußerer Zustand.
Etty Hillesum war eine niederländische Jüdin, die,
noch nicht 3O jährig, in den Gaskammern von Auschwitz
starb. Ihre unter dem Titel Das denkende Herz der Baracke
veröffentlichten Tagebücher sind ein Bekenntnis zum achtsamen
Gewahren - zu wertfreier Aufmerksamkeit. Ihr Mitgefühl
galt gleichermaßen ihren zu Skeletten abgemagerten
Mithäftlingen und den SS-Schergen. Die Sonne von Ettys
Höherem Selbst leuchtete auf alle Geschöpfe mit demselben
Glanz.

Tempelarbeit:
Gedankt sei Dir, Großer Geist, für das Geschenk, heute
morgen als freier Mensch aufzuwachen. Hilf mir, ungeachtet
meiner äußeren Situation die innere Freiheit wertfreien Gewahrens
und Mitgefühls mit allen Menschen zu erfahren.
Führe die Metta-Meditation durch und segne mit wohlwollender
Güte alle Menschen, die überall auf der Welt von Gittern, repressiven
politischen Regimes oder von ihrem eigenen Hängen an ihrer
Vergangenheit und dem Eigendünkel des Ichs gefangengehalten
werden. (Für eine Beschreibung der Metta-Meditation siehe

11.-15. Februar.)

#freiheit #gaskammern

Mittwoch, 19. April 2017

Gedanken am 20. April (Ostermond)

April ist der Monat, in dem wir unsere Befreiung durch die
Uberwindung des Ichs und den Einzug in das gelobte Land
unseres Höheren Selbst feiern. Dies ist die innere, esoterische
Bedeutung des Passah-Festes, mit dem die Juden noch
heute ihrer Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei gedenken.
Jesus stellt dasselbe Drama des Erwachens durch die
Kreuzigung und Auferstehung dar. Beide Feste - Passah und
Ostern - feiern unser Absterben dem Ich und Wiedergeborenwerden
im Licht unserer wahren Natur, unseres Gottessamens
oder Höheren Selbst.

Tempelarbeit:
Gedankt sei Dir, Göttlicher Geliebter, für die Zeichen, die
Du uns hinterlassen hast, auf daß wir den Weg zurück in die
Freiheit finden mögen, und für das Leben solcher großen
Gestalten wie Moses und Jesus, die die Uberwindung des
Ichs und die Auffindung des gelobten Landes symbolisieren,
des inneren Himmelreichs.
Verweile für ein paar Minuten in der Shamatha-Vipassana-Meditation.
Wenn du aufstehst und deinen alltäglichen Beschäftigungen
nachgehst, gehe achtsam, gehe mit der Anmut und Würde

eines freien Menschen.

Dienstag, 18. April 2017

Gedanken am 19. April (Ostermond)

Patanjali sagt, daß jeder Mensch von Zeit zu Zeit einen
»Zustand der Gnade« oder heiligen Augenblick erlebt, wenn
die Schönheit des Daseins ihn aus dem kleinen Geist des Ichs
heraus- und in den Großen Geist Gottes hineinzieht. Doch
wie Patanjali erklärt, macht das »Hineinstolpern« in einen
Zustand der Gnade noch keinen Yogi aus: Ein Yogi beherrscht
die Kunst, bewußt und willentlich in diesen Zustand
einzutreten und in ihm zu leben.

Tempelarbeit:
Großer Geist, ich bin bereit zu erwachen. Ich erkenne, daß
meine tiefsten Ängste nichts anderes sind als der Schrei
meines Höheren Selbst, das nie die Hoffnung aufgegeben
hat, mich aus dem Tiefschlaf des Ichs zu erwecken. Ich danke
meinem Höheren Selbst, dem Gottessamen in meinem I n neren.
Ich gelobe, auf seine Weisungen zu achten, mein
ganzes Leben wie eine Meditation zu führen und mich der
Vereinigung mit Gott zu verschreiben. Heute werde ich bei

all meinen Handlungen achtsam sein.

#geist gottes #gnade

Montag, 17. April 2017

Gedanken am 18. April (Ostermond)

Das Wort yoga bedeutet auf Sanskrit »Vereinigung«, nämlich
die Vereinigung des menschlichen Geistes mit dem Göttlichen
Geist. Da unser Geist im Göttlichen Gewahren lebt
und atmet und sein Dasein hat, bedeutet Yoga eigentlich
eher, zu entdecken, daß wir noch nie von Gott getrennt gewesen
sind, als die Einheit mit Ihm erst herzustellen. Im ersten
Lehrsatz seiner Yogasutras, eines der ältesten Werke, die den
Weg zur Vereinigung mit Gott beschreiben, definiert Patanjali
Yoga als die »Unterdrückung der Modifikationen des
Geistes« - seines Geschwätzes und seines immerwährenden
Befaßtseins mit den Begriffen »ich« und »mein«.

Tempelarbeit
Großer Geist, wie wahr ist der Satz: »Sei still, und du wirst
Gott erkennen«! Bitte hilf mir, in den stillen, lautlosen Fluß
Deiner Liebe einzutreten, aus dem alles Leben hervorgeht.
Hilf mir, den zwanghaften Sog meines Ichs zu überwinden,
indem ich wiederholt tief durchatme und mich in den gegenwärtigen
Augenblick fallen lasse, den Lebensstrom des Göttlichen
Geistes.
Verweile für fünf Minuten im Gebet der Sammlung oder in der

Shamatha-Vipassana-Meditation.

#yoga #sanskrit

Sonntag, 16. April 2017

Gedanken am 17. April (Ostermond)

Tag für Tag werden uns mehr oder weniger flüchtige E r scheinungsweisen
des Höheren Selbst zuteil, wenn wir in
einen sogenannten »Zustand der Gnade« geraten: Wir fühlen
uns unvermittelt friedvoll und zufrieden und sehen
Schönheit überall um uns herum. Solche Zustände der
Gnade können mehrere Stunden oder auch nur wenige Sekunden
andauern. Indem wir ein aufmerksames Gewahrsein
dieser Ausnahmezustände entwickeln, können wir die Zeitspanne,
in der wir uns im Höheren Selbst befinden, immer
weiter ausdehnen, ehe wir wieder einschlafen und in der
unsicheren Selbstbefaßtheit des Ichs versinken.

Tempelarbeit:
Gedankt sei Dir, Göttlicher Geliebter, für die Momente der
Gnade, in denen ich den kleinen Geist spontan loslasse und
vom geräumigen Strömen des Großen Geistes, des Göttlichen
Gewahrens, hinweggetragen werde. Ich rufe Uriel und
die Engel der Klarheit an, daß sie mir helfen mögen, auf
diese Augenblicke zu achten und sie als Gelegenheiten zu
erkennen, vollständiger aufzuwachen und in meinem Höheren
Selbst zu verbleiben.
Achte heute auf die Augenblicke der Gnade, die dir zuteil werden.
Selbst flüchtige Momente der Zufriedenheit sind Fenster zum
Höheren Selbst. Wenn du eines solchen Moments gewahr wirst, gib
dich ihm rückhaltlos hin. Verweile in ihm so lange, wie du kannst,
indem du dem Sog des denkenden und urteilenden Ichs ausweichst.
Verbringe ein paar Minuten in der Shamatha-Vipassana-Meditation,

im Gebet der Sammlung oder im Ei aus Licht.

#höhere selbst #gnade

Samstag, 15. April 2017

Gedanken am 16. April (Ostermond)

Jedes spirituelle System beschreibt das Höhere Selbst auf
seine Weise. Jesus nannte es das Himmelreich. Die Hindus
nennen es den ungeborenen und todlosen Atman, denjenigen
Teil von uns, »der nicht von Feuer verbrannt, von einem
Messer geschnitten oder von einen Felsen zermalmt werden
kann«, weil er ewig und unsterblich ist. Die tibetischen
Buddhisten nennen es rigpa, unsere eigene wahre Natur.
Rigpa reflektiert das Drama des Lebens wie ein klarer Spiegel,
ohne dadurch befleckt zu werden. Unser Höheres Selbst
war schon immer und wird immer rein sein. Es ist der makellose,
unzerstörbare Geist Gottes.

Tempelarbeit:
Großer Geist, hilf mir bitte, mir deutlicher meiner zwiefachen
Natur bewußt zu werden - des Ichs und des Höheren
Selbst. Hilf mir, wann immer ich mich im Ich verfange,
einmal tief durchzuatmen und in das Gewahren des gegenwärtigen
Augenblicks und in den Frieden, die Schöpferkraft
und die Liebe meiner wahren Natur »umzuschalten«, meines
Höheren Selbst.

Freitag, 14. April 2017

Gedanken am 15. April (Ostermond)

Das Höhere Selbst fühlt sich mit allem verbunden. Es ist
Menschen oder Situationen weder zugetan noch abgeneigt.
Es ist lediglich. Deshalb gewahrt es mit wertfreier Aufmerksamkeit.
Es ist jenseits der Anhaftungen und Abneigungen,
die uns so viel Leiden verursachen. Das Höhere Selbst, der
innere Gottessame, ist dein Christusselbst, deine Buddhanatur.
Es ist derjenige Teil von dir, der schon immer wach
war und nie in den hypnotischen Bann des Eigendünkels und
des Getrenntseins geraten ist.

Tempelarbeit:
Gedankt sei Dir, Großer Geist, für die Frische dieses Frühlingsmorgens.
Möge ich ihn mit achtsamer Aufmerksamkeit
erleben, stets auf der Hut vor dem Ich und seinen Wertungen.
Ich rufe Uriel und die Engel der Klarsicht an, daß sie
mir helfen mögen, die Welt mit der wertfreien Aufmerksamkeit
und Unschuld eines Kindes zu betrachten. Dies ist der
Pfad zu Freiheit und Erwachen.
Verbringe wenigstens fiinf Minuten in der Shamatha-Vipassana-
Meditation und achte darauf, 25 Prozent deiner Aufmerksamkeit
der Atmung und den Rest einem geräumigen achtsamen Gewahren
zu widmen. Wann immer du im Laufe des heutigen Tages
merkst, daß du in Angst oder sorgenvolles Grübeln gerätst, erinnere
dich, einmal loslassend durchzuatmen und zur Achtsamkeit,

zur Geräumigkeit zurückzukehren.

#gottesname #buddhanatur

Donnerstag, 13. April 2017

Gedanken am 14. April (Ostermond)

Es liegt in der Natur des Ichs, in seinen unablässigen Gedanken
zu leben, wodurch es uns von der Wirklichkeit dessen,
was ist, trennt. Die Natur des Höheren Selbst ist, in der
Gegenwart zu leben und sich dabei mit allen Dingen verbunden
zu fühlen. Da die Gegenwart die einzige Zeit ist, in der
wir uns an etwas erfreuen können, ist das Ich ständig unzufrieden
und unglücklich. Das einzige, was es dagegen zu
unternehmen vermag, ist, gierig nach Dingen zu haschen, im
Glauben, wenn es nur dieses oder jenes hätte, wäre es endlich
glücklich. Glücklich ist das Ich in dem Augenblick, in dem es
sich etwas aneignet, weil es für diesen einen Moment aufhört,
woanders zu suchen. Aber dieser Moment ist stets von
äußerst kurzer Dauer.

Tempelarbeit:
Führe eine fünfminütige (oder auch längere) Shamatha-Vipassana-
Meditation durch und rufe dir dann deine gestrige Achtsamkeitsübung
ins Gedächtnis zurück. Hattest du Erfolg? Wie war es?
Sind deine Gedanken abgeschweift, so wie es dir während der
Meditation passiert? Hast du dich erinnert, dich auf deine Atmung
zu konzentrieren, um deinen Geist zu beruhigen und wieder
in die Gegenwart zurückzukehren? Führe die gestrige Achtsamkeitsübung

heute noch einmal durch.

#unglücklich #wirklichkeit

Mittwoch, 12. April 2017

Gedanken am 13. April (Ostermond)

Ich hatte einmal eine Patientin, die von mir ganzheitliche
Heilmethoden zur Behandlung eines Geschwürs erlernen
wollte. Im Laufe unseres Gesprächs vertraute sie mir an, sie
habe auch Schwierigkeiten damit, Sex zu genießen. Ich
fragte sie, wann sie mit ihrem Mann schlief. »Samstagmorgens
«, sagte sie, »direkt bevor ich zum Supermarkt, zur
Reinigung und zur Autowaschanlage fahre.« »Wo sind ihre
Gedanken, während Sie mit ihrem Mann schlafen?« fragte
ich. »Im Supermarkt, in der Reinigung und in der Autowaschanlage.
« Kein Wunder, daß ihr Sex so wenig befriedigend
war - es war nie jemand zu Haus, der ihn hätte genießen
können!

Tempelarbeit:
Führe eine fünfminütige Shamatha-Vipassana-Meditation durch
und bekräftige deine Absicht, heute achtsam zu leben. Wähle eine
bestimmte Tätigkeit aus, wie Spazierengehen, Geschirrspülen oder
Duschen, und nimm dir fest vor, sie so achtsam wie möglich
durchzuführen. Du wirst sehen: Es wird dir wirklich Freude

machen!

#sex 

Dienstag, 11. April 2017

Gedanken am 12. April (Ostermond)

Wir können die Praxis der achtsamen Aufmerksamkeit und
Geräumigkeit auch über die begrenzte Zeitspanne der »eigentlichen« 
Meditation hinaus in unseren Alltag hinübertragen.
Der vietnamesische buddhistische Dichter, Friedensarbeiter
und Meditationsmeister Thich Nhät Hanh hat ein
wunderschönes Buch mit dem Titel Das Wunder der Achtsamkeit
geschrieben. Mit schlichten und anrührenden Worten
erinnert er uns daran, daß wir auch bei alltäglichen
Betätigungen erwachen können, indem wir allem, was wir
tun - sei es essen, Geschirr spülen, an einer Rose riechen, mit
unserem Partner schlafen - , unsere ganze Aufmerksamkeit
widmen.

Tempelarbeit:
Nimm heute eine Frucht, die du besonders magst, und iß sie mit
Achtsamkeit. Sei dir ihres Geschmacks bewußt, ihres Geruchs, der
Weise, wie sie sich anfühlt. Achte darauf, wie sich dein Mund in
Erwartung ihres köstlichen Geschmacks mit Speichel füllt. Sei dir
jedes Bissens bewußt, der sich durch deine Speiseröhre bis hinunter
in den Magen bewegt. Achtsam zu sein bedeutet, statt in deinem

Ich in deinem Höheren Selbst gegenwärtig zu sein.

#achtsamkeit 

Montag, 10. April 2017

Gedanken am 11. April (Ostermond)

Shamatha-Vipassana ist eine Übung in jetzt-gerichteter Aufmerksamkeit,
die dich aus deiner »Geschichte« herausholt
und dich in den gegenwärtigen Augenblick versetzt. Sie ist
die Meditation, die der Buddha einst unter dem Bodhi-Baum
praktizierte und durch die er zuletzt aus seinem Ich erwachte.
Da diese Meditation mit offenen Augen durchgeführt
wird, läßt sie sich leicht in den Rest des Tages »hinübertragen«.

Tempelarbeit:
Verbringe wenigstens fiinf Minuten in der Shamatha-Vipassana-
Meditation. Wenn du für eine längere Zeit sitzen möchtest, strecke
dich alle fünf Minuten, so daß dein Körper-Geist frisch und im
Augenblick bleibt. Vergiß nicht, daß nur 25 Prozent deiner Aufmerksamkeit
der Atmung gelten. Die restlichen 75 Prozent sind
darauf gerichtet, geräumig zu sein und etwaige Gedanken und
Wahrnehmungen durch den Himmelsraum deines Geistes kommen
und gehen zu lassen.

#meditation #buddha

Sonntag, 9. April 2017

Gedanken am 10. April (Ostermond)

Ein altes Sprichwort lautet: »Wie schnell du auch rennst,
deinen Füßen kannst du nicht weglaufen.« Ein anderes
Sprichwort drückt den gleichen Gedanken etwas anders aus:
»Wohin du auch gehst, dort bist du.« Du nimmst dein Ich
überallhin mit, in jede Situation, und erschaffst aus den
Bildern deiner Vergangenheit die Bedeutung von allem, was
dir widerfährt, und allem, was du siehst.

Tempelarbeit:
Wenn dein Ich im Laufe des heutigen Tages auf irgendwelche
Situationen wertend oder gereizt reagiert, lasse die Gelegenheit,
dich verletzt und/oder wichtig zu fühlen, einfach verstreichen.
Dann überlege dir, aufweichen Menschen oder welches Ereignis
aus deiner Vergangenheit du in Wirklichkeit gerade dabei warst
zu reagieren. Sprich die Affirmation: »Ich bin bereit, mich von der
Vergangenheit zu befreien. Ich wähle die Freiheit.«
Verweile für ein paar Minuten im Gebet der Sammlung, im Ei

aus Licht oder in der Shamatha-Vipassana-Meditation.

Samstag, 8. April 2017

Gedanken am 9. April (Ostermond)

Das Ich ist in gewissem Sinne derjenige Teil von uns, der
statt im gegenwärtigen Augenblick in unserer historischen
Vergangenheit lebt. Wenn jemand etwas sagt und wir reagieren
mit einer Heftigkeit, die in keinem vernünftigen Verhältnis
zur Bemerkung steht, dann ist es das Ich, das von seinem
gefährdeten Standpunkt des Eigendünkels aus reagiert. Indem
wir lernen, unserem Ich auszuweichen, lernen wir
gleichzeitig auch, uns nicht ködern zu lassen, wenn das Ich
eines anderen uns herausfordert.

Tempelarbeit:
Gedankt sei Dir, Großer Geist, dafür, daß Du mir den Weg
in die Freiheit weist. Es ist schwierig, die Welt mit neuen
Augen zu sehen und die ständigen kritischen Bemerkungen
meines geschwätzigen Ichs nicht zu beachten. Ich bin des
Leidens müde, das mein urteilendes Ich verursacht. Hilf mir
bitte zu lernen, mit einem geräumigeren Geist an das Leben
heranzutreten, einem Geist, der Reizungen und Ärgernisse
kommen sieht und sie einfach an sich vorüberziehen läßt.
Rufe Uriel an, daß er dir helfe, heute einen klaren Geist zu
bewahren, indem du jedes »Angebot«, dich verletzen oder reizen
zu lassen, ablehnst. Verbringe ein paar Minuten in der Shamatha-

Vipassana-Meditation.

Freitag, 7. April 2017

Gedanken am 8. April (Ostermond)

Das Ich ist unermüdlich in seinem Denken und Urteilen.
Deswegen nenne ich es oft den »Richter«. Es ist völlig
unmöglich, den Richter auszutricksen oder durch logische
Argumente zu schlagen - das einzige, was man tun kann, ist,
ihn hinter sich zu lassen, genauso wie wir in der Meditation
lernen, unsere Gedanken hinter uns zu lassen. Sogyal Rinpoche,
ein tibetischer Lama, vergleicht die Gedanken, die während
der Meditation auftauchen, mit den Wellen des Ozeans.
Es Hegt in der Natur des Ozeans, sich zu weUen. Wir können
ihn nicht daran hindern, aber, wie Sogyal sagt, wir können
»die Wellen den Wellen überlassen«.

Tempelarbeit:
Durch die Meditation erlernen wir die geistige Kampfkunst, die es
uns ermöglicht, dem durchtriebenen Ich und seinen unablässigen
Beurteilungen auszuweichen. Verweile für ein paar Minuten in
der Shamatha-Vipassana, so, wie wir es gestern geübt haben.
Wenn Gedanken auftauchen, »überlasse die Wellen den Wellen«.
Wann immer dein Ich im Laufe des heutigen Tages seine ermüdende
Richtertätigkeit wiederaufnimmt, »überlasse die Wellen den

Wellen«.

#meditation #lama

Donnerstag, 6. April 2017

Gedanken am 7. April (Ostermond)

In Die Kraft der Stille beschrieb Carlos Castaneda eine Erfahrung,
die ihm den Unterschied zwischen seinem Ich und
seinem Höheren Selbst vor Augen führte. Sein Höheres
Selbst erschien »alt, sorglos und gleichgültig... weil es allen
Dingen ebenbürtig war. Es erwartete nichts und freute sich
an allem. Der andere Teil w a r . . . n e u . . . nervös und schnell.
Er machte sich Sorgen, weil er unsicher war. E r konnte sich
an nichts erfreuen, weil er nicht mit den anderen Dingen
verbunden war.« Castaneda begriff, daß er die Welt ausschließlich
durch diesen einsamen, verletzlichen Teil seiner
selbst betrachtete.

Tempelarbeit:
Die tibetisch-buddhistische Praxis der Shamatha-Vipassana, der
Meditation des ruhigen Verweilens (shamatha) und der Einsicht
(vipassana), ist eine grundlegende Übung, um mit dem Höheren
Selbst anstatt mit den Augen des Ichs sehen zu lernen.
Nimm eine würdevolle, aufrechte Sitzhaltung ein. Sieh direkt vor
dich, mit leicht nach unten gerichteten Augen und ohne etwas
Bestimmtes zu fixieren. Werde dir deines Atems bewußt - wie er
hereinströmt und dich füllt und wie er wieder in den Raum
hinausfließt. Halte ungefähr 25 Prozent deiner Aufmerksamkeit
auf den Atem gerichtet und die übrigen 75 Prozent auf das Gefühl
von Geräumigkeit. Wenn Gedanken auftauchen, lasse sie einfach

vorüberziehen. Fahre fünf Minuten lang so fort.

#castaneda #buddhistische Praxis

Mittwoch, 5. April 2017

Gedanken am 6. April (Ostermond)

Um wieder wie ein Kind sein und der Welt mit Unschuld
und Demut begegnen zu können, müssen wir uns unserer
zwiefachen Natur bewußt werden. Unser Höheres Selbst,
der verborgene Gottessame, hat schon immer in bewußtem
Kontakt zur Göttlichen Gegenwart gestanden, hat schon
immer die Welt so gesehen, wie sie ist. Unser Ich, die Maske
aus Eigendünkel, die wir der Welt zeigen, ist ausschließlich
durch unsere Lebensgeschichte bestimmt.

Tempelarbeit:
Das Ich ist ein vollendeter Lehrer der spirituellen Kampfkünste.
Wenn wir mit ihm streiten oder ihm Widerstand entgegensetzen,
wird es nur stärker. Wenn wir es zur Kenntnis nehmen und
weiterziehen lassen, kommt unser Höheres Selbst spontan zum
Vorschein.
Wenn sich im Laufe des heutigen Tages dein Ich in Gestalt von
Kritiksucht, Angst, Unsicherheit, Stolz oder »Besserwissertum«
meldet, verschwende keine Zeit damit, deine Regungen zu untersuchen.
Nimm sie einfach zur Kenntnis und lasse sie vorübergehen.
Sag dir: »Ach, da ist ja wieder mein Ich.« Atme einmal tief durch
und ziehe weiter.

#gottesname #unschuld

Dienstag, 4. April 2017

Gedanken am 5. April (Ostermond)

Wir können unseren Eigendünkel nicht aufgeben und die
Grenzen von »ich« und »mein« nicht überschreiten, solange
wir kein Ich- oder Selbstgefühl haben, von dem wir ausgehen
könnten. Wenn wir danach streben, gleich und eins mit dem
Göttlichen zu werden, unterliegen wir oft einem weitverbreiteten
Irrtum. Er besteht darin, eine »spirituelle Umgehungsstraße
« einzuschlagen: In unserer Eile, das begrenzte
Ich aufzugeben, unterlassen wir es, auf unsere Lebensgeschichte
zurückzublicken und sie genau zu erforschen, unsere
Wunden zu heilen und die Weisheit unserer vielen
Vergangenheiten zu ernten. Ehe wir dies nicht geleistet haben,
sind wir noch nicht vollständig in unser Ich »eingezogen
«, können es also auch nicht bewußt verlassen.

Tempelarbeit:
Großer Geist, mein Herz sehnt sich nach Freiheit und Vereinigung
mit Deiner Liebenden Gegenwart. Hilf mir bitte, die
Arbeit der Selbstreflexion und Selbstannahme zu vollenden,
auf daß ich meinen Eigendünkel Dir hingeben und beginnen
kann, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist.
Atme ein paarmal loslassend durch und verweile für ein paar
Minuten im Gebet der Sammlung oder im Ei aus Licht. Reflektiere
über die Heilung deiner Lebensgeschichte, die du bis zu diesem
Augenblick bereits bewirkt hast. Beglückwünsche dich selbst zu
dem, was du bislang erreicht hast, und überlege dir, welche zusätzlichen

Schritte jetzt noch nötig sein könnten.

#lebensgeschichte 

Montag, 3. April 2017

Gedanken am 4. April (Ostermond)

Don Juan ist ein indianischer »Mann des Wissens«, der
durch die Bücher des Anthropologen Carlos Castaneda
Weltruhm erlangt hat. Don Juan sagt, daß wir deswegen
außerstande sind, die Welt so zu sehen, wie sie ist, weil unser
Energiefeld in unserem Gefühl eigener Wichtigkeit eingeschlossen
bleibt - in dem also, was manche philosophischen
Systeme unser »Ich« nennen. Wir sind dann wie Fernsehgeräte,
die nur einen einzigen Kanal empfangen können: denjenigen
Sender, der für unsere persönlichen Anliegen und
unsere Lebensgeschichte am wichtigsten ist.

Tempelarbeit:
Gedankt sei Dir, Großer Geist, dafür, daß Du mich lehrst,
die Welt mit neuen Augen zu sehen. Hilf mir, Menschen und
Dinge nicht nur als das zu sehen, was sie für mich bedeuten,
sondern in ihrem wahren Wesen. Hilf mir, den Eigendünkel
auszulöschen, der alle meine Wahrnehmungen in das beschränkte
Bedeutungsfeld hineinquetscht, das für das »Ich«
und seine selbstsüchtigen Interessen am wichtigsten ist.
Atme ein paarmal loslassend durch und begib dich an den Ort der
inneren Stille, den Ort, der jenseits deiner gewohnten Erklärungen
und Interessen liegt. Lasse deinen Blick aufmerksam durch den
ganzen Raum schweifen und sage zu dir selbst: »Alles, was ich sehe,
existiert in Beziehung zu mir. Ich rufe Uriel und die Engel der

Klarsicht an, daß sie mir helfen mögen, uneigennützig zu sehen.«

Sonntag, 2. April 2017

Gedanken am 3. April (Ostermond)

Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehret und werdet
wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich
kommen. Wer sich nun selbst erniedrigt wie dies Kind, der
ist der Größte im Himmelreich.
-Jesus (Matthäus 18, 3-4)*

Tempelarbeit:
Übe dich in Demut, indem du dir bewußtmachst, daß das meiste
von dem, was du zu wissen meinst, tatsächlich das Ergebnis der
Hypnose durch die Übereinkunft dessen ist, was wir als Wirklichkeit
bezeichnen. Schau dich jetzt, in diesem Moment, um und
konzentriere dich auf einen beliebigen Gegenstand. Sage dir
nun: »Was, wenn ich noch nie eine Lampe (ein Waschbecken, eine
Hand.. .) wirklich gesehen hätte?« Rufe Urielund die Engelder
Klarheit an, daß sie dir helfen mögen, diesen Gegenstand so zu
sehen, wie er ist, anstatt so, wie du meinst, daß er sei. Wiederhole
diese Übung noch zwei- bis dreimal im Laufe des heutigen Tages.
* In allen Geschichten, die ich aus dem Evangelium nacherzähle, stammen
die Worte Jesu direkt aus der [modernisierten Luther-]Bibel und

sind durch Anführungsstriche gekennzeichnet.

Samstag, 1. April 2017

Gedanken am 2. April (Ostermond)

Die meisten spirituellen Traditionen bedienen sich des
Gleichnisses, um unsere besserwisserische Natur zu überwinden
und einen unmittelbaren Kontakt zu der Unschuld
herzustellen, die wir als Kinder besaßen. In einem berühmten
Zen-Gleichnis besucht ein Universitätsprofessor einen
Mönch, um festzustellen, ob dieser ihm noch etwas beibringen
könne. Der Mönch schenkt dem Professor Tee ein, doch
als die Tasse voll ist, richtet er die Kanne nicht wieder auf,
sondern gießt munter weiter, bis die Tasse überläuft und sich
eine heiße Lache auf dem Tisch bildet. Der Professor springt
erschrocken auf und ist überzeugt, es mit einem hoffnungslosen
Idioten zu tun zu haben. Der Mönch aber erklärt
gelassen, der Geist des Professors sei wie die Tasse - schon zu
voll, als daß noch etwas hineinpassen könnte.

Tempelarbeit:
Großer Geist, lasse mich in die Freiheit fliegen auf den
Schwingen der Demut! Hilf mir zu erkennen, daß ich, je
weniger ich behaupte zu wissen, desto mehr von den Lektionen
des Lebens in mich aufnehmen kann.
Verweile für ein paar Minuten in der Stille und Unschuld des
Gebets der Sammlung. Es gibt keinen Ort, wohin der Geist gehen

könnte - also sei einfach gegenwärtig, frei von jeder Erwartung.

#zengleichnis